„Da liegt der Gemeinderat schon auf dem Haus“

Viele Waginger FW-Kandidaten erblich „vorbelastet“ – Auch Landratskandidat Danzer stellte sich vor

In einer gespielten Vorstandssitzung arbeiteten die FW-Spitzenkandidaten Marcus Kleißl (von links), Martin Dandl und Maria Gillitz die wichtigsten Wahlthemen heraus und suchten die dafür am besten geeigneten Kandidaten. Foto: Eder

Waging am See. Es soll Leute geben, meinte der FW-Vorsitzende Martin Dandl, die Waginger Gemeinderatssitzungen als „Theater“ bezeichnet hätten. Davon inspiriert hat die Vorstandschaft der Freien Wähler für ihre Wahlversammlung im Gasthaus „Kupferkessel“ Theater gespielt, sich also einen Sketch ausgedacht, in dessen Rahmen Kandidaten gesucht und gefunden wurden; diese durften sich dann jeweils im Anschluss der Versammlung – etwa 50 Personen waren anwesend – vorstellen.

Bei den – einschließlich Ersatzkandidat – 21 Männern und Frauen, die sich für die FW zur Wahl zum neuen Gemeinderat stellen, fiel nicht nur auf, dass hier ein Generationswechsel im Gange ist, sondern dass eine ganze Reihe der Kandidaten in die Fußstapfen ihrer Eltern treten. „Da liegt der Gemeinderat schon fast auf dem Haus“, wurde im Lauf des Abends geradezu zu einem geflügelten Wort. Das wurde schon bei Dandls Dank an die drei ausscheidenden Gemeinderäte deutlich. Denn für Vater Sepp Egger kandidiert Josef Egger jun., für Vater Hias Schneider tritt Sohn Stefan an, und Martina Bogners Sohn Maxi Huber ist als Ersatzkandidat auf der Liste aufgeführt.

Damit aber noch lange nicht genug. Marcus Kleißl, die Nummer zwei der FW-Liste, ist der Sohn des Bauplaners und FW-Ehrenmitglieds Luggi Kleißl, der rund vier Jahrzehnte im Gemeinderat saß. Tobias Häusl, der Sohn von Altbürgermeister Herbert Häusl, stellte fest: „Ich bin mit der Kommunalpolitik aufgewachsen“, ähnlich bei Felix Daxenberger, dem von den Grünen zur FW gewechselten Sohn des verstorbenen Bürgermeisters Sepp Daxenberger. Und auch Markus Oswalds Vater, ebenfalls schon verstorben, saß lange Zeit im Waginger Gemeinderat. Hier werden also aller Voraussicht nach kommunalpolitische Karrieren vererbt und weitergeführt.

Zusätzlich zu den genannten Kandidaten, denen die Kommunalpolitik sozusagen schon im Blut steckt, gibt es eine ganze Reihe weiterer „gstandener“ Personen, die bereit sind für den Sprung in den Gemeinderat. Das sind Maria Gillitz, Teamleiterin einer Fernuniversität, Steuerberater Markus Schneckenpointner, gestählt als langjähriger Finanzverwalter des TSV Waging, dann Alois Vordermayer, Inhaber einer Handelsfirma für Stalleinrichtungen, und Mandy Häusl, die Vorsitzende des Waginger Kindergartens St. Maria. Helmut Huber war 13 Jahre Kommandant der Waginger Feuerwehr, Anton Huber ist der Kommandant der Tettenhausener Feuerwehr und zudem „außer bei der Frauengemeinschaft Mitglied in allen Vereinen“, Christian Harrant ist Betriebsratsvorsitzender bei Bergader, Johann Poller ist Landwirt und Betreiber einer Biogasanlage und war vier Jahre lang Vorsitzender von „So Halunke“, der gelernte Maschinenschlosser und Vermieter Thomas Seehuber ist bei der DJK Otting engagiert, und Produktentwickler Konrad Huber hat als ehrenamtlichen Schwerpunkt die Musik. Biobauer Franz Gröll arbeitet mit der Ökomodellregion zusammen und wünscht sich, dass Bio- und konventionelle Bauern „nicht auseinanderdividiert werden“, Alexander Ruschak ist in der Wasserwacht aktiv und war 2018 Festleiter des großen Feuerwehr-Jubiläums, Schorsch Seehuber schließlich, seit 2012 im Gemeinderat, ist Sachverständiger in Sachen Baustoff und Energie.

Alle Kandidaten stellten in ihren Auftritten am Rednerpult ihre persönlichen Schwerpunkte mehr oder weniger ausführlich vor und steckten ihre Interessen für eine mögliche Gemeinderatsarbeit ab. Listenführer und Gemeinderat Martin Dandl meinte am Schluss, er fühle sich geehrt, „bei einer so tollen Liste oben stehen zu dürfen“. Im neuen Gemeinderat werde es darum gehen, „die Gemeinde fit zu machen für die nächsten Jahrzehnte“. Dabei sei es das Wichtigste, die Mitmenschen zu respektieren und zusammenzuhelfen. Als konkrete Aufgaben nannte er den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen, den Bau einer neuen Aula an der Mittelschule und eines Feuerwehrhauses in Otting, Baulandausweisung und eine Weiterentwicklung und Verbesserung der gemeindlichen Eigenbetriebe Altenheim und Gemeindewerke.

Lob spendete Dandl dem FW-Landratskandidaten Andreas Danzer. Dieser ist laut Dandl ein Mensch, „der sagt, was er denkt, und der tut, was er sagt“. Danzer selbst stellte sich dann der Versammlung vor und nahm Stellung zu einigen seiner Schwerpunkte. Dazu gehört die energetische Versorgung. Dabei sollten alle Möglichkeit für einen umfassenden Energiemix genutzt werden, um das für 2030 festgesetzte Ziel, bis dahin energieautark zu sein, auch erreichen zu können. Und dazu gehöre auch, wie Danzer betonte, die Wasserkraft. Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) sei im zweitgrößten Landkreis Bayerns ebenfalls ein ganz wichtiges Thema. Etliche teure Planungsaufträge hätten keine Verbesserung gebracht, jetzt hoffe man mit der neu geschaffenen Stelle einen attraktiven ÖPNV zu bezahlbaren Preisen zu schaffen. Ein Krankenhaus, so Danzer zu einem weiteren ganz wichtigen Bereich, könne nicht auf Dauer rote Zahlen schreiben; von daher seien Änderungen nicht zu vermeiden, auch wenn dies oft kritisiert werde. Im Bereich der Altenheime sollten mehr Plätze geschaffen werden für Kurzzeit- und Tagespflege, und in Sachen Wohnraum müsse man sich künftig über verschiedene Wohnformen und Wohnungsgrößen Gedanken machen.

Bedauerlich sei, so Danzer zur bevorstehenden Kreistagswahl, dass die Waginger Kandidaten auf der FW-Liste so weit zurückgerutscht seien: „Die Waginger waren sehr bescheiden“, meinte er dazu, rief aber die Versammlungsbesucher dazu auf, ihre Kandidaten zu wählen: „Ihr seid gefordert. Wählt sie nach vorne!“ Drei Kreistagskandidaten von außerhalb nutzten die Waginger Versammlung, sich ebenfalls vorzustellen: Andrea Wittmann aus Seeon-Seebruck (Listenplatz 20) sowie Egon Kraus und Franz Jäger aus Fridolfing (Platz 34 beziehungsweise 47).

Ex-Gemeinderat Elmar Schwarz wünschte sich, dass es dem neuen Gemeinderat gelingen möge, wieder einen Kulturreferenten zu finden und dass die Wasserwachts-Präsenz am See, eventuell auch mit gemeindlicher Unterstützung, deutlich verstärkt werde.

Das Schlusswort sprach Altbürgermeister Herbert Häusl. Diese Wahlversammlung sei hervorragend gestaltet gewesen, lobte er, und habe ihn bewegt. Er freue sich, dass sich so viele Kandidaten gefunden haben, die bereit seien, für die Zukunft der Gemeinde zu arbeiten – und das trotz ihrer fordernden Berufe und vieler ehrenamtlicher Tätigkeiten. Dies gebe ihm die Gewissheit, dass Waging auch in Zukunft in guter Hand sein werde. Den Kandidaten wünschte er viel Glück für die Wahl, erinnerte aber gleichzeitig daran, dass nicht jeder Kandidat auch gewählt werde; auch damit müsse man dann zurechtkommen. he

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